Zu diesen Texten

Der christliche Glaube ist das Problem,
für dessen Lösung er sich ausgibt.

Denn ohne dass er die Verdammnis predigte, bräuchte es keine Errettung.
Ohne dass er die Sünde predigte, bräuchte es keine Vergebung.
Ohne, dass er die Herrschaft Gottes predigte, bräuchte es keinen Gehorsam.
Und ohne dass er unsere Todesangst schürte, könnten wir mit dem Tod leben.

Die Texte auf diesem Index gehören wahrlich auf den Index, sind sie doch geeignet, die Bereitschaft zum allein selig machenden christlichen Glauben zu untergraben, indem sie den dunklen Untergrund unter der lichten Oberfläche "evangelikaler", "pietistischer", "bibeltreuer", "am Evangelium orientierter" oder "lutherischer" Frömmigkeit beleuchten.

Die Texte sind parteiisch. Sie stellen sich kompromisslos auf die Seite des Kindes, das das Unglück hatte, in einem evangelikal-frommen Umfeld aufwachsen zu müssen. Ich empfehle sie allen, die dieses Schicksal mit mir teilen und die Augen vor der Wirklichkeit nicht mehr verschließen wollen.

Es war das Kindheitsschicksal vieler von uns, niemanden in unserer Nähe zu haben, der sich getraut hätte, dem Kind auch gegen Gott, Bibel und Gemeinschaft der Heiligen beizustehen. Alle Menschen ringsum, die eigenen Eltern eingeschlossen, waren nur voll des Gotteslobs, der Heilsglückseligkeit und christlicher Prinzipientreue. Sie waren eher bereit, das Kind für das Reich Gottes und die eigene Errettung zu verraten, als das Leiden des Kindes wahrzunehmen und ihm zu helfen.

Schweigen wir nicht länger! Je mehr von uns ehemaligen Christenkindern die Augen öffnen und den Mund nicht mehr halten, desto größer wird die Chance, dass Christenkindern der folgenden Generationen unser Schicksal erspart bleibt oder zumindest erleichtert wird, weil sie "helfenden Zeugen" (Alice Miller) begegnen, die die Gottesfurcht überwunden haben und ihnen beistehen zu erkennen, dass nicht sie es sind, die falsch, böse und unfähig sind, sondern dass Gott selbst und seine menschlichen Vertreter auf Erden ihnen etwas schuldig bleiben und ihnen Leid zufügen.

Mir wurde der christliche Glaube von frühester Kindheit an im Rahmen der Gemeinschaftsbewegung aufgedrängt, (äußerst subtil allerdings, so dass ich das psychisch Gewaltsame daran lange nicht erkennen konnte). Daher stammen die zitierten schriftlichen Zeugnisse aus diesem Bereich.

Beschwerden wegen Gotteslästerung oder Verbreitung von Irrlehren nehme ich nicht entgegen. Wer mich kontaktieren möchte, weil er sich angesprochen fühlt oder Fragen hat, findet die Daten im Impressum von www.ixhost.de.

Im Mai 2004
Michael Paschko


Anmerkung für "progressive" Christen

Gerade bei Christen, die sich progressiveren oder freieren Strömungen innerhalb der evangelischen (und teilweise auch der katholischen) Kirche verbunden fühlen und der evangelikalen Ausprägung des christlichen Glaubens skeptisch gegenüberstehen, kann beim Lesen dieser Texte leicht der Eindruck entstehen, ich schlage aus subjektiven, lebensgeschichtlichen Gründen undifferenziert auf den christlichen Glauben ein, ohne zwischen dem guten, ursprünglichen Kern des Christentums, wie ihn der "eigentliche" Jesus des neuen Testaments repräsentiere, und seiner fundamentalistischen oder gesetzlichen Entstellung durch orthodoxe oder sog. bibeltreue Kreise zu unterscheiden. Dadurch - so diese Kritik - schütte ich das Kind mit dem Bade aus und verbaue mir die Möglichkeit, das positive Potential christlicher Spiritualität zu erkennen.

Dass ich in den Texten auf diesem Index meine Kritik in den meisten Fällen nicht auf eine spezielle christliche Strömung eingrenze, sondern von "christlichem Glauben", "Gott", "Jesus" etc. ohne einschränkenden Zusatz rede, ist jedoch mit Bedacht so gewählt. Denn die Vertreter der evangelikal-pietistischen Ausprägung christlicher Religiosität, sind im Vergleich zu den progressiveren Strömungen in EKD und evangelischer Theologie die konsequenteren Verfechter der biblischen Botschaft des Alten wie Neuen Testaments. Nicht ihnen ist mangelnde Konsequenz in der Nachfolge des "wahren" Jesus vorzuwerfen, sondern umgekehrt den moderneren Christen eine Verfälschung der biblisch-christlichen Grundlagen.

Franz Buggle hat dies treffend auf den Punkt gebracht, weswegen ich ihn an dieser Stelle zitieren möchte:

So kommt der aufgeklärter Humanität und konsequent-redlicher Intellektualität sich verpflichtet fühlende Kritiker der biblisch-christlichen Religion in eine paradoxe Gespaltenheit: Er muss die Aussagen des kirchlichen (vor allem katholischen) Lehramts und seiner orthodoxen Glaubensverkünder (auch protestantisch-evangelikaler) aus Gründen der Humanität ablehnen, sie aber gleichzeitig gegen die tatsächlich stärker um Humanität bemühten und unter diesem Aspekt viel sympathischeren Vertreter einer modernen aufgeklärten Theologie im Hinblick auf den Vorwurf mangelnder Konsequenz in Schutz nehmen.
Dies kennzeichnet generell die gespaltene Grundsituation, in die sich der Christentumskritiker heute gestellt sieht, und die ihn immer wieder in Gefahr bingt, als böswilliger Schwarzfärber angesehen zu werden: Einem noch durchaus vorhandenen fundamentalistischen, biblisch konsequenten (und deshalb zu wesentlichen Teilen im Hinblick auf heute zu fordernde Standards fortgeschrittener Ethik und Humanität abzulehnenden) Teilbereich des "real existierenden" Christentums steht ein innerhalb und außerhalb der Kirche zunehmend gerade auch bei jüngeren Christen zu findender Teilbereich gegenüber, der die Ideale der modernen Humanität und aufgeklärter Ethik durchaus und teilweise in sehr idealistischer und engagierter Weise zu realisieren versucht, allerdings [...] zu einem beträchtlichen Teil auf Kosten der intellektuellen (objektiven!) Redlichkeit und Klarheit des Denkens.
Franz Buggle, Denn sie wissen nicht, was sie glauben - Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann, 2004, S. 248

So lange sich christliche Theologie und Praxis nicht ausdrücklich, klar und eindeutig von wesentlichen Teilen ihrer biblischen Grundlagen distanziert, trägt sie dazu bei, die unakzeptablen, vor allem Kinder schädigenden christlichen Inhalte zu tradieren und lässt Kinder, die im Umfeld eines noch potenten und nicht schon durch humanistische Ideen kastrierten Christentums aufwachsen müssen, im Stich.

Im Dezember 2006


Literatur

Menschen, die die Texte auf diesem Index hilfreich finden, werden sicherlich auch von folgenden Veröffentlichungen profitieren:

Tilmann Moser: Gottesvergiftung, Suhrkamp Verlag 1976
Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben - Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann, Alibri Verlag Aschaffenburg 2004
Gerd Lüdemann: Das Unheilige in der Heiligen Schrift - Die dunkle Seite der Bibel, zu Klampen Verlag 2004
Alice Miller: Die Revolte des Körpers, Suhrkamp Verlag 2004
Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse, Pendo Verlag 2009
Michael Schmidt-Salomon: Sinn und Sinnlichkeit: Die frohe Botschaft des Hedonismus fowid Textarchiv, TA-2002-3
Giordano-Bruno-Stiftung: Offener Brief an Bundespräsident Horst Köhler (Schutz von Kindern vor religiöser Indoktrination), Mastershausen 2009
Gerhard Streminger: Abschied vom Theozentrismus fowid Textarchiv, TA-2008-6

 

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